Vor genau 55 Jahren trugen die Bayern zum bisher letzten bekannten Mal das Schnürkragentrikot. Ein Blick zurück ins Jahr 1965, gefunden in der Lokalzeitung.
>> Der Jahnplatz in Trostberg hatte einen Rekordbesuch zu verzeichnen. Rund 4000 Zuschauer wurden von dem Gastspiel des Bundesliga-Tabellenführers „Bayern“ München angelockt. Sie kamen — alles in allem genommen — voll auf ihre Kosten. In der ersten Hälfte spielten die Gäste zwanzig Minuten mit vollem Dampf und schossen 5 Tore, nach der Pause steckten sie etwas zurück, wodurch die Trostberger besser ins Spiel und auch zu einem Torerfolg kamen.
Zwei oder drei Treffer in diesen zweiten 45 Minuten hätte man sich freilich von dem Spitzenreiter der höchsten deutschen Spielklasse noch erwartet.
Aber einmal übertraf sich Freutsmiedl im Trostberger Tor und zum anderen wirkten die Münchner mit zunehmender Spielzeit immer unkonzentrierter. 5:1 lautete also das Endergebnis. Das ist für die FA Trostberg zweifellos ein Achtungserfolg. Wenn man streckenweise nicht übernervös und daher etwas verkrampft gespielt hätte, wäre der Gesamteindruck der Hausherren sogar noch besser gewesen. Als nämlich in der letzten Viertelstunde der ersten Halbzeit eine Torlawine hereinzubrechen drohte, waren sämtliche Abwehrspieler weit unter Form. Ein altes Übel der Weiß/Blauen wurde offenkundig: man braucht eine viel zu lange Zeit, um einen Gegentreffer zu verdauen. Und das konnte man sich bei einer Elf wie dem FC Bayern natürlich nicht erlauben.
Wie auf gescheuchte Wespen schwirrten die Trostberger für 15 Minuten umher. Es war gut, dass der Halbzeitpfiff kam, sonst wäre es zweifellos „in den Graben gegangen“ Nach der Pause hatte man sich wieder gefangen. Jetzt lieferten die Trostberger ihrem großen Gegner eine sehr gute Partie.
Freilich war es unverkennbar, dass die „Bayern“ das Querpaßspiel absichtlich übertrieben, dass sie sich mit dem Toreschießen zurückhielten, aber daß sie ganz leer ausgehen würden, das hatten sie sich bestimmt nicht erwartet. In der letzten Viertelstunde wollte man es noch einmal wissen, doch nun machten die Trostberger nicht mehr mit. Und ab und zu sahen die Bundesliga-Stars nicht allzugut aus. Hans Seehuber spielte ihnen des öfteren Streiche, die ihnen gar nicht schmeckten. Bei aller löblichen Zurückhaltung der Münchner, den einen oder anderen Treffer hätten sie schon noch gerne geschossen, aber Freutsmiedl im Trostberger Tor und die jetzt gefestigte Abwehr verdarben ihnen das Konzept. Dazu kam, dass auch die Sturmreihe der Gastgeber mit einigen schönen Spielzügen glänzte und die Bayern-Abwehr lebhaft beschäftigte.
Die Münchner Gäste demonstrierten in den letzten 20 Minuten der ersten Halbzeit perfekten Bundesliga-Fußball. Während dieser Zeit lief der Ball traumhaft sicher durch die Reihen. Ohlhausers 4:0 und Müllers über den Kopf gezogene Bombe zum 5:0 waren schon eine Augenweide. Vukov und Schneider werden in der ersten Mannschaft noch nicht so schnell an die Reihe kommen, sie enttäuschten etwas. Von Nowak sah man zu wenig, als dass man seine Form hätte testen können.
Sehr gut gefielen und neben den beiden schon erwähnten Torschützen Ohlhauser (wenn er zum Spurt ansetzte schien der bestimmt nicht langsame Kaltenecker fast zu stehen) und Müller auch Brenninger, die beiden Außenläufer Drescher und Koulmann und der gegenwärtig in Hochform spielende Olk.
Der Spielverlauf braucht hier nicht mehr im einzelnen neu aufgerollt zu werden. Die drei weiteren Treffer für die Bayern schossen Vukov, Drescher und Schneider. Die Trostberger hatten sowohl in der ersten als in der zweiten Halbzeit soviele Chancen herausgespielt, dass der Ehrentreffer durch den in der zweiten Hälfte für den verletzten Sax Rechtsaußen spielenden Gerd Közle vollauf verdient war. Auch Torhüter Sepp Maier gab das ehrlich zu: „A Häusl ham sa se verdient“, meinte er zu unserem Fotografen hinter dem Tor.
Während dem kurzen geselligen Beisammensein anschließend im Gasthof „Wiener Hof“, bei dem Abteilungsleiter Hofmeister den Gästen für den Besuch dankte und sie um ein Wiedersehen bat. anerkannte auch der Begleiter der Münchner, Dr. Spengler, die gute Leistung der Trostberger. „In dieser Form braucht Ihnen für die Zukunft nicht bang zu sein“, meinte er. Und damit hatte er sicher recht. <<
Die Statistik zum Spiel:
Di 14.09.1965 Freundschaftsspiel TSV Trostberg - FC Bayern 1:5 (0:5) 4000 ZS in Trostberg SR: Weindl (Tacherting) Bayern: Maier, Nowak (►46. Kroiß), Olk, Drescher, Mokosch, Koulmann, Schneider, Müller, Ohlhauser, Vuckov (►46. Kosar), Brenninger Tore: 0:1 Vuckov, 0:2 Drescher, 0:3 Schneider, 0:4 Ohlhauser, 0:5 Müller, 1:5 Közle
Der Torschütze zum Ehrentreffer - Gerd Közle - ist der Onkel von Peter Közle, welcher später beim FC Bayern in der Jugend spielte und am 15.05.1986 bei einem Freundschaftsspiel in Coburg für die Erste Mannschaft auflief und sogar ein Tor erzielte. Auch auf dem Platz war der Vater, Gottfried Közle.
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